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Miniaturbauer Felix Ellhardt: “Ein Modell muss eine Geschichte erzählen”

Juror Felix Ellhardt im Interview

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© Redseven Entertainment

Sie planen und bauen täuschend echte Landschaften nach: Miniaturbauer sind Künstler und Handwerker zugleich. Felix Ellhardt, Jurymitglied der neuen Serie “Deutschlands beste Miniaturbauer”, verrät im Interview, wie er Modellbauer wurde und worauf es im Job ankommt. 

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Miniaturbauer ist ja nicht der typische Wunschberuf, viele kennen ihn vermutlich gar nicht. Wie bist du Miniaturbauer geworden? 

Felix Ellhardt: "Eigentlich bin ich Illustrationsdesigner, das ist dem Beruf des Grafikdesigners ähnlich, nur handwerklicher. Nach meiner Ausbildung arbeitete ich in einer Werbeagentur und baute Food-Dummies. Schon dort lernte ich viele Materialien kennen. Danach habe ich für 8 Monate eine kleine Weltreise in Zentralamerika gemacht. Zum Beruf des Miniaturbauers bin ich nach meiner Rückkehr schließlich über das Arbeitsamt gekommen. Ich hatte mich aber im Jahr zuvor auch schon über eine Initiativbewerbung beworben."

Hast du ein Lieblingsprojekt, an dem dir besonders viel liegt

Felix Ellhardt"Ja, der Provence-Abschnitt in unserem Miniaturwunderland in Hamburg. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ihn zu bauen. Denn ich war von Anfang an bei der Planung dabei, konnte das Konzept mit erarbeiten und mich einbringen, vor allem landschaftlich. Landschaftsbau ist nämlich meine Passion. Ich baue zwar ab und zu auch mal Gebäude oder andere Modellsachen aber Landschaftsgestaltung ist mein Hauptgebiet."

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Wie genau nimmt man es mit der Realitätstreue? Muss alles möglichst nah am Original sein oder wird das gar nicht so ernst genommen? 

Felix Ellhardt: "Das ist so ein Zwischending. Ich versuche – anhand von Fotos – schon, alles so realistisch wie möglich zu machen. Aber oft können wir das nicht machen, weil wir an den Maßstab gebunden sind – manche Kleinigkeiten gehen dann einfach nicht. Und uns reicht oft auch der Platz nicht aus. Manchmal ist z.B. vielleicht ein Felsvorsprung in Wirklichkeit viel massiver als wir das darstellen. Dann gibt es verschiedenste Techniken wie man bei der Kolorierung sowas noch etwas hervorheben kann. In solchen Fällen versuche ich über die Bildsprache den Eindruck zu schaffen, es wäre realistisch."

Auf welche Schwierigkeiten stößt man beim Bauen?  

Felix Ellhardt: "Oft ist es der Platz. Wie eben schon gesagt, muss ich oft gucken, dass ich Sachen umsetzen kann, die eigentlich nicht bei uns reinpassen. Ich muss zum Beispiel ein riesiges Gebirge darstellen und unten steht ein Haus, da wäre das Gebirge dann in echt fünf Mal so groß, ich habe aber nicht den Platz es darzustellen. Und wir müssen auch manchmal Teile so gestalten, dass man sie rausnehmen kann, wenn wir z.B. einen Knopfdrücker haben oder irgendeine Bewegung.  Wir haben Austauschflächen, die man immer wieder rausnehmen muss. In solchen Fällen muss man schauen, dass alles gut hält, dass die Verarbeitung gut ist. Da taugt zum Beispiel ein normaler Gips nicht, der würde abbrechen. Dann schaut man, dass man mit einem anderen Werkstoff das gleiche Produkt herstellen kann. 
Manchmal ist es auch herausfordernd, die Vorstellungen der Chefs umzusetzen. Wir sind zwar relativ frei in unserer Arbeit, aber natürlich kommen da auch mal Vorschläge, die dann nach deren Vorstellungen umgesetzt werden sollen. Und den Geschmack des Publikums sollen sie natürlich auch treffen. Das ist gar nicht so einfach und man fragt sich oftmals: "Was denkt denn der andere, wie das letztendlich aussehen soll?"

Du bist Teil der neuen Serie "Deutschlands beste Miniaturbauern" und bewertest die Ergebnisse der Teams als Jurymitglied. Was erwartest du dir denn von den Kandidaten? Was muss ein Miniaturland für dich haben, dass es gelungen ist? 

Felix Ellhardt:  "Es sollte natürlich realitätsgetreu sein, wenn es denn die Realität abbilden soll. Es kann auch sein, dass etwas fantasiemäßiges gebaut wird, dann muss aber trotzdem auch der Maßstab stimmen. Wenn jemand zum Beispiel eine Figur und ein Haus baut und die Figur passt nicht durch die Tür, weil die zu klein ist, würde ich das nicht so gut bewerten. Ich bin sehr gespannt auf die Kreativität der Kandidat:innen im Umgang mit Materialien. Wie sie zum Ziel kommen, was sie wofür benutzen. Wir haben hier ja unsere Verfahren, aber sind natürlich auch immer auf der Suche nach neuen Techniken. Es wäre also für uns selbst auch sehr interessant, wenn wir was mitnehmen könnten. Zusammengefasst kann man sagen: Wichtig ist Liebe zum Detail, Realitätsnähe und dass eine Geschichte erzählt wird. Man kann das tollste Haus bauen, aber wenn da nichts passiert und ich mich da nicht hineinversetzen kann, dann fehlt was. Da muss irgendeine kleine Geschichte erzählt werden, damit man sich in diese Welt hineinversetzt fühlt."

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Welche 3 Charaktereigenschaften braucht man, um Miniaturbauer zu sein?  

Felix Ellhardt: "Auf jeden Fall Kreativität. Dann Feingefühl im Handwerk, z.B. beim Umgang mit Maschinen, also ein gewisses motorisches Können. Und zuletzt eine Art Planungseigenschaft. Damit ist gemeint, dass die Kandidat:innen sich einen Plan machen und den dann auch umsetzen können. Man kann ja vieles vorahnen, aber wenn man das nicht realistisch einschätzen kann, dann wird das vielleicht nix."

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