Was Schrebergärtner wissen sollten
Einen Schrebergarten mieten: Darf man in seiner Gartenlaube Urlaub machen?
- Aktualisiert: 25.09.2023
- 17:47 Uhr
- tb
Das Wichtigste in Kürze
Einfach mal die Seele baumeln lassen im eigenen Schrebergarten.
Hier finden Sie unter anderem Wissenswertes zur Geschichte von Schrebergärten, welche Vor- und Nachteile, aber auch Regeln und Pflichten es zu beachten gilt sowie eine Übersicht der Kosten.
Sie lieben die Natur und haben zudem noch einen grünen Daumen? Dann könnte ein Schrebergarten genau die richtige Wohlfühloase für Sie sein. Aber was sind eigentlich Schrebergärten und welche Regeln sind in Kleingartenvereinen zu beachten? Alles rund um das Thema finden Sie hier. Außerdem können Sie sich in diesem Artikel eine Übersicht der Vor- und Nachteile verschaffen.
Tschüss, Alltag! Ziel: Flucht ins Grüne
Schrebergärten, auch als Parzellen oder Kleingärten bekannt, sind in Mitteleuropa weit verbreitet. Besonders Menschen, die in Großstädten leben, sehnen sich häufig nach einem Zufluchtsort in der Natur. Nicht nur, um dem Stadtleben zu entkommen, sondern auch, um Salat, Radieschen, Bohnen, Kartoffeln oder Tomaten anbauen zu können - oder ungestört zu grillen. Die Schrebergärten-Kultur ist bei Alt und Jung beliebt.
Polizist Andreas auf Kleingarten-Streife!
Im Video: Andreas ist erster Vorsitzender des Kleingartenvereins Küchengarten e.V. in der Region Dessau und überwacht die Einhaltung der Vereinssatzung und Vereinsregeln in einer Kleingartenanlage mit 130 Parzellen und einer Gesamtfläche von etwa fünf Fußballfeldern.
Was sind Schrebergärten?
Das Konzept des Schrebergartens entwickelte sich in Leipzig nach dem Tod des Arztes Moritz Schreber. Er befasste sich allgemein mit der körperlichen Betätigung im Sinne der Gesundheit, was schlussendlich zur Idee und Gründung von Schreber-Plätzen für Kinder und Familien führte. Etwas später, im 19. Jahrhundert, entstanden dann die sogenannten Schrebergärten. Damit sind kleine Grundstücke innerhalb einer größeren Anlage gemeint, die zu einem Verein gehören und einzeln verpachtet werden.
Die Kleingartenbewegung hat ihre historischen Wurzeln in Deutschland, wo es mittlerweile über eine Million Parzellen gibt. Ursprünglich dienten die kleinen Gärten in erster Linie der Versorgung mit Obst und Gemüse. Beengte Wohnverhältnisse in den Städten, Mangelernährung und Armut waren weit verbreitet. Schrebergärten boten und bieten neben der Versorgung mit Nahrungsmitteln aus eigenem Anbau auch heute noch einen idyllischen Zufluchtsort in der Stadt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in einigen Städten dauerhaft Kleingartenanlagen gegründet.
Fakten über Schrebergärten
- Eintritt in den Kleingartenverein ist verpflichtend
- Schrebergärten sind nicht als dauerhafter Wohnsitz erlaubt
- Vorschriften zur Größe des Hauses, zur Höhe der Hecken und zur Fläche, die für die Anpflanzung von Gemüse verwendet werden muss, sind zu beachten
- zusätzliche Regeln können je nach Kleingartenverein variieren
Vor- und Nachteile von Schrebergärten
Das spricht für einen Schrebergarten
Im Fokus steht ganz klar die Entspannung. Einfach mal die Seele baumeln lassen und dem Stadtlärm entfliehen. Die Kinder können innerhalb der Kleingartenanlage bedenkenlos herumtoben und spielen, während Sie sich dem Gärtnern oder Grillen widmen. Inmitten der grünen Oase kommt schnell Urlaubsgefühl auf. Die Kosten sind mit knapp 350 Euro im Jahr verhältnismäßig gering. Die genaue Kostenübersicht finden Sie weiter unten in diesem Artikel. Zudem können Sie sich zumindest teilweise mit selbst angebautem Gemüse und Obst selbst versorgen, was besonders in Zeiten steigender Inflation eine gute Alternative zu teuren Supermarkt-Produkten bietet.
Da Sie mit Ihren Gartennachbarn Zaun an Zaun leben, können sich Freundschaften entwickeln. Neben dem sozialen Aspekt ergeben sich dadurch weitere Vorteile: Gartengeräte und Werkzeuge können gegenseitig verliehen werden und der eine oder die andere übernimmt auch mal die Aufsicht über den Garten, sollte der Nachbar verreist sein.
Dazu kommt, dass sich nicht nur die Kleingärtner:innen an den grünen Oasen erfreuen, sondern auch die Umwelt. Schrebergärten stellen nämlich ganz besonders in Hauptstädten wichtige Klimainseln dar. Die Vielfalt heimischer Pflanzenarten bietet verschiedenen Tier- und Insektenarten Unterschlupf und trägt zur Biodiversität bei. Bei stehenden Gewässern (Teich, Regentonne, Waschbecken) sollte das Wasser regelmäßig auf Schädlinge geprüft werden, um Moskitolarven und Stechmücken zu vertreiben.
Das spricht gegen einen Schrebergarten
Einfach nur entspannen und die Füße hochlegen? Ganz so einfach ist das nicht, denn es greift die sogenannte Drittel-Regelung. Konkret: Ein Drittel der Fläche muss für Gartenerzeugnisse, also Obst und Gemüse (z.Bsp. Gemüse mit viel Vitamin C) für den Eigenbedarf genutzt werden. Wer zu viele Früchte auf einmal hat, kann natürlich das Obst einkochen oder einfrieren. Weitere Vorschriften innerhalb des jeweiligen Vereins und damit verbundene Einschränkungen können auf Sie zukommen. Und: Strom- und Wasseranschlüsse sind nicht überall vorhanden - das sollten Sie also vorab in Erfahrung bringen. Durch die enge Bebauung der Kleingärten bleibt auch die Privatsphäre manchmal auf der Strecke - so richtig aus dem Weg gehen können Sie Ihren direkten Nachbarn kaum.
In einem weiteren Artikel erfahren Sie mehr zum Thema Dauercamping.
Kostenübersicht
Die Höhe der Kosten ist abhängig von der jeweiligen Region, in der sich der Kleingarten befindet. Durchschnittlich sollten Sie aber mit ca. 350 Euro im Jahr rechnen.
Folgende Kosten fallen an:
- Jährliche Pachtgebühr hängt von der Größe des Kleingartens und den Kosten pro Quadratmeter ab. (Beispiel: Im Durchschnitt ist ein Schrebergarten etwa 370 Quadratmeter groß. Bei einem Kostensatz von 17 Cent pro Quadratmeter (Durchschnittswert) läge die jährliche Pachtgebühr bei 62,90 Euro).*
- Mitgliedsbeitrag für den Verein (ca. 30 Euro/Jahr)
- Abgaben und Versicherungen (ca. 45 Euro/Jahr)
- Strom- und Wasserkosten (ca. 180 Euro/Jahr)
- Kosten für die Müllabfuhr (fallen unterschiedlich hoch aus)
- Für Neupächter:innen fällt zusätzlich eine individuelle Ablösesumme für bereits vorhandene Bäume, Sträucher, Beete, Gartenlaube usw. an.
Die Pacht darf laut Bundeskleingartengesetz eine bestimmte Höhe nicht überschreiten. Darum sind Schrebergärten im direkten Vergleich zu einem Haus mit Garten verhältnismäßig günstig.
Regeln und Pflichten für Schrebergärtner
Grundsätzlich gilt, dass rund ein Drittel der Fläche eines Schrebergartens für den Anbau von Gemüse und Obst genutzt werden soll. Das sieht das Bundeskleingartengesetz vor. Zudem darf die Laube eine Größe von 24 Quadratmetern nicht überschreiten.
Die Voraussetzung für einen Schrebergarten ist die Mitgliedschaft in einem Verein. Welche Aufgaben damit auf Sie zukommen, hängt ganz vom Verein ab. In der Regel geht es um ein gemeinschaftliches Miteinander. Zu den gängigen Aufgaben zählen unter anderem die Unterstützung bei der Organisation von Feiern und die Pflege der Gemeinschaftsbereiche und -wege (z.Bsp. Moos entfernen, Unkraut beseitigen o.ä.).
Die jeweilige Vereinssatzung ist aber individuell. Hier sind auch Regeln zu möglichen Baumaßnahmen und zur Mittagsruhe aufgeführt. Im Fokus steht generell das friedliche Miteinander.
Was hat es mit der Kleingarten-Standortwahl auf sich?
Schrebergärten entstanden im schon im 19. Jahrhundert, zumeist in der Nähe von Bahnlinien. Für einige Menschen hat die Lage vieler Kleingartenanlagen mit Erholung wenig zu tun. Der Hintergrund der Standortwahl liegt in der Nähe zu den Stadtzentren. Die Gärten sollen auch für Familien und Personen ohne Auto gut und schnell erreichbar sein. Die Idee des Erfinders Moritz Schreber war, ein eigenes Karree zur Naherholung zu schaffen - gut erreichbar und zudem bezahlbar.
Fazit und Tipp
Schrebergärten bieten einen Zufluchtsort mit Wohlfühlcharakter für alle und zudem sind sie im Vergleich zu Reisen oder auch Kurztrips wesentlich kostengünstiger. Die Nachfrage nach den kleinen Gartenanlagen steigt jedoch stetig, daher empfehlen Ihnen, sich so früh wie möglich bei den Kleingärten Ihrer Wahl auf die Wartelisten setzen zu lassen.